Toshio Hosokawa
Komponist / *1955 Hiroshima
Mit seiner Musik baut Toshio Hosokawa Brücken zwischen der traditionellen Kultur seiner Heimat Japan und der westlichen Avantgarde, die er seit den 1970er-Jahren in Deutschland studiert hat. In der Saison 2022/23 ist er unser Creative Chair.
Toshio Hosokawa ist der bekannteste zeitgenössische japanische Komponist, geboren 1955 in Hiroshima. Und doch ist sein Horizont viel weiter. Denn schon ab 1976 hat er sich, dank seiner Lehrer Isang Yun und Klaus Huber, intensiv mit der westlichen Avantgarde auseinandergesetzt. Seine japanischen Wurzeln finden sich in seiner Musik und in seiner Ästhetik gleichermassen.
Töne und Schweigen
Toshio Hosokawas Perspektive auf Musik ist reduziert und gross zugleich, wenn er etwa bekennt: «Musik ist der Ort, an dem sich Töne und Schweigen begegnen.» Daraus spricht das Bewusstsein, dass Klang und Stille einander bedingen. Ohne Licht kein Schatten. Auch der Sinn für das Rituelle und Spirituelle wohnt seiner musikalischen Gedankenwelt inne: «Wir hören die einzelnen Töne und nehmen zugleich mit Wertschätzung den Prozess wahr, wie sie geboren werden und vergehen, sozusagen eine tönend in sich belebte Landschaft des Werdens.»
Globaler Begegnungsort
Für diese Kraft, «belebte Landschaften» in Musik zu schaffen, hat Toshio Hosokawa bereits viele Ehrungen erhalten, zuletzt 2021 die Goethe-Medaille. «Mit seinen Kompositionen öffnet Hosokawa Räume und verbindet Menschen in der ganzen Welt. Der besondere Klang seiner Musik transzendiert und macht den Konzertsaal zu einem Ort globaler Begegnung», begründete die Jury ihre Entscheidung. So finden globale Ereignisse («Meditation to the victims of Tsunami (3.11.)») ebenso Eingang in seine Kompositionen wie kleine, persönliche Momente beim Betrachten einer Lotusblume («Blossoming»).
Das Chi der Orgel
Sein Instrumentarium reicht vom klassischen Streichquartett, über traditionelle japanische Instrumente wie die Mundorgel Shô bis hin zum grossen Orchester oder der Konzertsaalorgel. So lässt Toshio Hosokawa etwa in seinem Werk «Umarmung – Licht und Schatten» für Orgel und Orchester den «Fluss des Chi», den Ursprung des Lebens in seinen zwei Erscheinungsformen Yin und Yang zunächst in der Orgel zusammenwirken, bevor «sie in die verschiedenen Orchesterinstrumente hineinfliessen». Tauchen Sie während der ganz Saison immer ein, in die besondere Klangwelt von Toshio Hosokawa und erleben Sie ihn auch als charismatischen Referenten im Museum Rietberg und einfühlsamen Pädagogen an der Zürcher Hochschule der Künste.
Text: Ulrike Thiele
In jeder Saison laden wir einen bedeutenden Komponisten oder eine Komponistin als Creative Chair ein. Lassen Sie sich von der Musik unserer Zeit überraschen und berühren. Unsere bisherigen Creative Chairs:
- John Adams 2021/22 – USA
- Arvo Pärt 2020/21 – Estland
- Erkki-Sven Tüür 2019/20 – Estland
- Matthias Pintscher 2018/19 – Deutschland/USA
- Brett Dean 2017/18 – Australien
- Péter Eötvös 2016/17 – Ungarn
- Jörg Widmann 2015/16 – Deutschland
- Esa-Pekka Salonen 2014/15 – Finnland
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