Die «Heimbasis» der Schweizer Filmkomponisten
Die Fondation Suisa unterstützt dieses Jahr den Schweizer Komponisten Marcel Vaid.
«Usfahrt Örlike», «Tandoori Love», «Chris the Swiss»: Das sind nur drei der über 90 Spiel- und Dokumtarfilme, für die Marcel Vaid die Musik schrieb. Er wurde bereits mehrfach mit dem Schweizer Filmpreis ausgezeichnet. Daneben ist der 1976 geborene Komponist als Gitarrist mit der Band Superterz und in diversen experimentellen Formationen unterwegs.
Am 29. September spielen wir im Rahmen des Internationalen Filmmusikwettbewerbs ein Medley aus Vaids Werken.
Unterstützt wird dieser Schwerpunkt zu Marcel Vaids Musik von der Fondation Suisa, die seit acht Jahren Partnerin des Internationalen Filmmusikwettbewerbs ist. Sie fördert das Schweizer Musikschaffen aller Gattungen, indem sie Aktivitäten finanziell unterstützt oder eigene Projekte realisiert. Sie ist die gemeinnützige Musikförderstiftung der Suisa Genossenschaft der Urheber*innen und Verleger*innen von Musik.
Ihre finanziellen Mittel erhält sie durch die jährliche Zuweisung von 2,5 % der Suisa-Einnahmen aus Aufführungs- und Senderechten in der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein. Dies ermöglicht ihr die Mitfinanzierung von jährlich über 450 musikalischen Projekten und Kreationen.
Was also hat die Fondation Suisa mit dem Internationalen Filmmusikwettbewerb zu tun? Ein Gespräch mit ihrem Direktor Urs Schnell schafft Klärung.
Was bezweckt die Fondation Suisa mit dieser Partnerschaft zwischen Zurich Film Festival (ZFF) und Tonhalle- Orchester Zürich?
Der Kernauftrag unserer Stiftung ist die Förderung des musikalischen Urhebertums und der Werke schweizerischer Komponist*innen – darin stellt das Filmmusikschaffen einen extrem wichtigen Faktor dar. Als Stiftung haben wir aber eine eher begrenzte kommunikative Reichweite und sind daher auf starke Partner angewiesen. Und die Konstellation ZFF und Tonhalle-Orchester Zürich als aktiver Träger dieses Projekts ist für uns natürlich wie ein Sechser im Lotto! Nicht nur bezüglich Reichweite, sondern vor allem als Garanten für die hochqualitativeUmsetzung – stets zum Nutzen der porträtierten Personen. In diesem Jahr ist das der Komponist Marcel Vaid. Unsere Motivation ist es, dem Filmbusiness und dem Publikum aufzuzeigen, dass in der Schweiz hervorragende Filmmusik entsteht. Und das gelingt dank der Akteur*innen, die sich auch international profilieren.
Wie sieht es aus mit der Anzahl an Filmkomponist*innen in der Schweiz?
Ich denke, dass die Filmmusikschaffenden in der Schweiz eine wichtige und quantitativ grosse Gemeinschaft bildet, die vor allem auch eine lange Tradition hat. Wir pflegen gemeinsam mit dem forum filmmusik eine Datenbank (swissfilmmusic. ch), die dies eindrücklich belegt.
Gab es in den letzten Jahren ein wichtiges Projekt, das für die Fondation Suisa besonders prestigeträchtig war?
Ich möchte an dieser Stelle nicht ein einzelnes Projekt oder eine einzelne Person hervorheben. Unser Ziel ist, eine Kontinuität zu ermöglichen, die schliesslich die Voraussetzung für eine künstlerische und ökonomisch tragfähige Basis für die Filmmusikschaffenden bildet. Dazu gehört eben nicht nur der einmalige Blockbuster, sondern auch die Arbeit an der Serie. Dass die Filmmusik seit ein paar Jahren zunehmend öffentliche Aufmerksamkeit bekommt, werte ich ebenfalls als einen Erfolg unserer Arbeit.
Bieten Sie den Filmkomponist*innen auch die Möglichkeit zum Austausch?
Direkt nicht, aber wir sind in reger Kooperation mit Strukturen wie dem forum filmmusik, der SMECA (Swiss Media Composers Association) oder SoundTrack_Zurich. Zudem pflegen wir projektbezogen die Zusammenarbeit mit anderen Filmfestivals.
Wie schaffen es junge Komponist* innen, sich freizuschwimmen – dem Mainstream zu entfliehen und dennoch erfolgreich zu sein?
Nur schon die Verständigung auf eine allgemeingültige Definition der beiden Begriffe «Mainstream» und «erfolgreich» dürfte den Rahmen dieses Interviews sprengen. Es hängt doch von sehr unterschiedlichen und individuell gewichteten Faktoren ab, wo sich eine Person und deren Werk verorten. Ich selbst kann eigentlich keinen «Mainstream» feststellen, sondern nehme unsere Musikwelt als eine Vielzahl unterschiedlich breiter, aber gleichberechtigter Nischen wahr und nenne dies im positivsten Sinne des Worts «kulturelle Vielfalt».
Urs Schnell ist seit 2008 Direktor der Fondation Suisa. Davor war er Geschäftsführer des VBMS (Verband Bernischer Musikschulen) sowie des SMS (Schweizer Musik Syndikat). Er studierte am Konservatorium Winterthur (Lehrdiplom Querflöte) sowie an der Universität Basel (Arts Management).