Mendelssohns Reise nach Schottland
Das Reisen spielte in Felix Mendelssohn Bartholdys privatem und künstlerischem Leben eine ganz entscheidende Rolle.
Auf seinen zahlreichen Reisen sog er die verschiedenen Kulturen, Sitten, Gebräuche und Landschaften regelrecht auf. Zahlreiche solcher Eindrücke dienten ihm auch als Inspiration für seine Werke.
Diesem Umstand verdankt die 3. Sinfonie ihre Bezeichnung als «schottische». Obwohl sie nicht von Mendelssohn selbst stammt, verdeutlicht sie doch, dass das Werk eng mit Schottland verwoben ist. Denn Mendelssohn begann mit der Komposition, als er sich als 20-Jähriger auf einer Reise durch Schottland mit seinem Freund Carl Klingemann befand. Nach der Besichtigung des Holyrood Palace in Edinburgh berichtet Mendelssohn im Juli 1829:
«In der tiefen Dämmrung gingen wir heut nach dem Pallaste wo Königinn Maria gelebt und geliebt hat; es ist da ein kleines Zimmer zu sehn mit einer Wendeltreppe an der Thür; da stiegen sie hinauf und fanden den Rizzio im kleinen Zimmer, zogen ihn heraus, und drei Stuben davon ist eine finstre Ecke, wo sie ihn ermordet haben.
Der Kapelle daneben fehlt nun das Dach, Gras und Epheu wächst viel darin, und am zerbrochnen Altar wurde Maria zur Königinn von Schottland gekrönt. Es ist da alles zerbrochen, morsch, und der heitre Himmel scheint hinein. Ich glaube, ich habe heut da den Anfang meiner Schottischen Symphonie gefunden.»
Die Mischung von imaginierter Geschichte und eigener Eindrücke der Landschaft, deren «ungewönlich, ungastliche Einsamkeit» Mendelssohn andernorts etwa beschreibt, war der Auslöser für die Komposition – und übrigens auch für die «Hebriden»-Ouvertüre, die er nach Besuch der beeindruckenden Fingal’s Cave auf der schottischen Insel Staffa schrieb.
An der 3. Sinfonie laborierte Mendelssohn noch ganze 13 Jahre herum, ehe es 1842 zur Uraufführung kam. Für das damalige Premierenpublikum in Leipzig und die heutigen Konzertgänger*innen besticht die Sinfonie vor allem auch deshalb, weil der Bezug zu Schottland Anlass zu allerhand Vorstellungen «vor dem inneren Auge» gibt. Die mal ernst-melancholischen, bisweilen freudigen und zum Schluss triumphal sich steigernden Klänge vertonen aber kein eigentliches Programm, erzählen keine konkrete Geschichte, sondern bilden musikalisch fein geformte, selbstständige musikalische Gebilde.
Und schliesslich war sich Mendelssohn der nationalen Wirkung seiner 3. Sinfonie durchaus bewusst. So widmete er sie hochachtungsvoll «Ihrer Majestät der Königin VICTORIA von England».
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