Florian Helgath (Foto: Christian Palm)
Zürcher Sing-Akademie

Mendelssohn und Mahler

In dieser Saison stehen zwei grosse Projekte mit der Zürcher Sing-Akademie auf dem Programm. Und Florian Helgath, der Künstlerische Leiter des Ensembles, gibt sein Debüt als Dirigent des Tonhalle-Orchesters Zürich.

Franziska Gallusser

Die Zürcher Sing-Akademie wurde 2011 in der Nachfolge des Schweizer Kammerchors gegründet. Zunächst setzte sie sich aus Profis und Laien zusammen, seit 2017 ist sie ein reiner Profi-Chor. Unter Ihrer Leitung hat er sich zu einem internationalen Spitzenensemble entwickelt. Wie haben Sie diesen Weg erlebt?

Die Entscheidung, zu 100 Prozent professionell zu werden, war sicherlich ein wichtiger Schritt. Doch auch dann läuft es noch nicht von allein, ein Chor muss erst zusammenfinden. Insbesondere in Bezug auf die Besetzung: Wer passt zu wem? Professionell singen heisst nicht automatisch, dass man im Ensemble funktioniert. Die Stimmen müssen so ausgewählt werden, dass sie sich für unterschiedliche Werke eignen und in möglichst hoher Flexibilität und Qualität verschmelzen. Das war der Weg, den ich gehen wollte. Mir war klar: Da müssen wir eine Entwicklung durchmachen. Wir singen in den unterschiedlichsten Projekten, können aber nun sagen: Das ist unser Klang.

Dieser Klang ist in der Tonhalle Zürich oft zu hören …

Wir profitieren sehr davon, Partner des Tonhalle-Orchesters Zürich zu sein. Auf diesem Niveau, mit diesem Orchester und seinen Dirigent*innen zu musizieren – das inspiriert uns. Zusätzlich zu dieser «Heimspielstätte» haben sich dann bald auch externe Partner gefunden, die bis heute mit uns arbeiten. Es kam also Schritt für Schritt.

Wie ist denn der Saal für den Chor?

Er «besingt» sich sehr gut. Wenn man vor der Orgel steht und mit diesem Orchester auftritt, das eine hohe Qualität und Sensibilität in der Begleitung eines Chors zeigt, ist das grossartig. Und dann den Raum zu haben und zu füllen, ist wirklich angenehm. Für uns ist es, wie ich sagte, eine Heimspielstätte. Wir klingen gerne in diesem Saal – und ich glaube, wir klingen gut!

Im Dezember wird der Chor nun Mendelssohns «Paulus» mit dem Tonhalle-Orchester Zürich darbieten. Oratorien wurden seit jeher nicht nur in der Kirche, sondern auch im Konzertsaal aufgeführt. Was bevorzugen Sie?

Ein Oratorium handelt ja von einer biblischen Geschichte, es ist eine Art Oper für die Kirche. Aber leider hat die Akustik in den Kirchen oft so viel Nachhall, dass man nicht alles versteht. Es gehen zahlreiche Details verloren. Die Akustik in der Tonhalle ist dagegen perfekt, man hört alles. Ich würde ein solches Werk wie «Paulus» immer im Konzertsaal aufführen wollen.

Die «Paulus»-Aufführung ist noch aus einem weiteren Grund etwas Besonderes: Sie werden Ihr Debüt als Dirigent des Tonhalle-Orchester Zürich geben und somit bei diesen Konzerten erstmals Orchester und Chor leiten. Wieso haben Sie dieses Werk dafür gewählt?

Ich habe mir natürlich ein Chorstück ausgesucht, das liegt in der Natur der Sache. Der Chor singt ungefähr in der Hälfte der Nummern, die ganz unterschiedlich sind. Ausdrucksmässig steckt eine enorme Bandbreite darin, von einem durchaus aggressiven Klang bis hin zu einem lieblichen, tröstenden. Man muss sehr wandelbar und manchmal sehr stimmgewaltig sein, dann wieder braucht man alles bis zum kleinsten Pianissimo.

Was empfinden Sie bei dem Gedanken, erstmals vor dem Orchester zu stehen?

Auch wenn ich regelmässig Konzerte mit Orchester und Chor leite, ist es für mich natürlich dennoch etwas Besonderes, wenn ich hier mit dem «Paulus» mein Debüt gebe. Der Orchesterpart ist sehr farbenreich, er bietet weit mehr als nur Begleitung. Man muss sich nur die Ouvertüre anschauen: Das ist ein Meisterwerk! Das Stück mit einem Orchester von dieser Qualität zu erleben, wird eine grossartige Erfahrung sein.

Davor wird es im November und Anfang Dezember 2025 noch ein anderes gemeinsames Projekt geben: Die Zürcher Sing-Akademie singt in Mahlers 2. Sinfonie, die im Rahmen des Mahler-Zyklus auch aufgenommen wird.

Mahlers Zweite ist für mich in ihrer Struktur eine wirklich perfekte Sinfonie. Wenn im Orchester alles gesagt, jeder Bogen gespannt und jeder Höhepunkt gespielt wurde, wenn die Solist*innen gesungen haben und man nun noch die letzten Steigerungsmöglichkeiten sucht, was gibt es dann? Es kommt der Chor im dreifachen Pianissimo. Das ist unglaublich schön. Die Idee ist so genial und ergreifend, ich habe das Stück noch nie gehört, ohne Gänsehaut zu bekommen.

Nach den Zürcher Aufführungen wird der Chor das Werk auch in Baden-Baden, Köln und Paris mitgestalten. Was bedeutet das für die Sängerinnen und Sänger?

Das wird super! Wir werden das erste Mal auf einer Tournee des Orchesters mitreisen. Es hat einen internationalen Ruf, tritt in besonderen Spielstätten auf – und wir sind als Partnerchor dabei. Das ist eine Ehre, aber natürlich auch eine Verantwortung für uns.

Sie werden die Choreinstudierung übernehmen, Paavo Järvi wird die Konzerte leiten …

Darauf freue ich mich ebenfalls, wie auf alle Zusammenarbeiten mit Paavo. Er ist ein grossartiger Musiker, der auch weiss, wie man mit Stimmen umzugehen hat. Ich habe einen guten Draht zu ihm und mag es, wie er mit dem Chor umgeht und was er verlangt. Er ist sehr fordernd, aber das ist genau das Spannende.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Für den Chor, aber auch für die Zusammenarbeit mit dem Tonhalle-Orchester Zürich?

Ich muss ehrlich sagen: Ich bin sehr im Hier und Jetzt. Die Projekte in der Tonhalle sind für uns immer Highlights. Ich freue mich einfach, wenn es so weitergeht. Mit Paavo weiterzuarbeiten, aber auch mit neuen Dirigent*innen wie letzte Saison mit Patrick Hahn, ist extrem inspirierend.

Dezember 2025
Mi 17. Dez
19.30 Uhr

Florian Helgath mit Mendelssohns «Paulus»

Tonhalle-Orchester Zürich, Florian Helgath Leitung, Christina Landshamer Sopran, Anke Vondung Alt, Werner Güra Tenor, Michael Volle Bass, Zürcher Sing-Akademie, Mendelssohn Bartholdy
Do 18. Dez
19.30 Uhr

Florian Helgath mit Mendelssohns «Paulus»

Tonhalle-Orchester Zürich, Florian Helgath Leitung, Christina Landshamer Sopran, Anke Vondung Alt, Werner Güra Tenor, Michael Volle Bass, Zürcher Sing-Akademie, Mendelssohn Bartholdy
Dezember 2025
Di 02. Dez
20.00 Uhr

Gastspiel in Paris

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Mari Eriksmoen Sopran, Anna Lucia Richter Mezzosopran, Zürcher Sing-Akademie, Florian Helgath Einstudierung Mahler
Mo 01. Dez
20.00 Uhr

Gastspiel in Köln

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Mari Eriksmoen Sopran, Anna Lucia Richter Mezzosopran, Zürcher Sing-Akademie, Florian Helgath Einstudierung Mahler
November
Sa 29. Nov
18.00 Uhr

Gastspiel in Baden-Baden

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Mari Eriksmoen Sopran, Anna Lucia Richter Mezzosopran, Zürcher Sing-Akademie, Florian Helgath Einstudierung Mahler
Fr 14. Nov
19.30 Uhr

Paavo Järvi mit Mahler

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Mari Eriksmoen Sopran, Anna Lucia Richter Mezzosopran, Zürcher Sing-Akademie, Florian Helgath Einstudierung Mahler
AUSVERKAUFT
Do 13. Nov
19.30 Uhr

Paavo Järvi mit Mahler

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Mari Eriksmoen Sopran, Anna Lucia Richter Mezzosopran, Zürcher Sing-Akademie, Florian Helgath Einstudierung Mahler
AUSVERKAUFT
Mi 12. Nov
19.30 Uhr

Paavo Järvi mit Mahler

Tonhalle-Orchester Zürich, Paavo Järvi Music Director, Mari Eriksmoen Sopran, Anna Lucia Richter Mezzosopran, Zürcher Sing-Akademie, Florian Helgath Einstudierung Mahler
AUSVERKAUFT
veröffentlicht: 03.11.2025