«Die Chemie stimmt einfach»
Lisa Batiashvili, Jean-Yves Thibaudet und Gautier Capuçon sind weltbekannte Solist*innen und enge Freunde. Nicht zuletzt, um sich zu sehen, konzertieren sie als Trio.
Wenn man sie glamourös umschreiben möchte, dann kann man Lisa Batiashvili, Jean-Yves Thibaudet und Gautier Capuçon als Klassik-Stars bezeichnen. Ihr Publikum verfolgt ihre Karrieren seit Jahren, und die Konzertsäle in ganz unterschiedlichen Teilen der Welt füllen sich leicht, wenn die Geigerin, der Pianist oder der Cellist mit Sinfonieorchestern in Montréal, Los Angeles, Tokio oder München auftreten. Schon lange sind alle drei auch mit dem Tonhalle-Orchester Zürich verbunden: Lisa Batiashvili war in der Saison 2015/16 unsere Fokus-Künstlerin, Gautier Capuçon begleitete das Orchester 2017 im Rahmen einer Europatournee und Jean-Yves Thibaudet beglückte kürzlich viele Menschen beim tonhalleAIR auf dem Münsterhof, mitten in Zürich.
Dem Nachwuchs verpflichtet
Mit der Karriere als Solist und Solistin geht das ständige Reisen einher. Da kommt es bestimmt fast jede Saison irgendwo auf der Welt einmal vor, dass sich Lisa Batiashvili, Jean-Yves Thibaudet und Gautier Capuçon von der einen auf die folgende Konzertwoche gerade verpassen. Das ist im Fall dieser drei sehr schade, denn: «Wir sind alte Freunde und uns sehr nah», erzählt Jean-Yves Thibaudet im Telefoninterview. «Wir haben eine Verbindung, die Chemie stimmt einfach.»
Das Gespräch führt er von seiner Wahlheimat Los Angeles aus. Er lebt nicht nur hier, sondern unterrichtet auch an der Colburn School und ist der erste Artist-in- Residence dieser Ausbildungsstätte für junge musikalische Talente. Seit acht Jahren vergibt die Schule die Jean-Yves- Thibaudet-Stipendien für Studierende, die der Pianist unabhängig von ihrem Instrument auswählt.
Die Berufung, sich um den künstlerischen Nachwuchs zu kümmern, treibt auch Lisa Batiashvili an und führte 2021 zur Gründung ihrer Stiftung. «Es kommt die Zeit, in der man fühlt, dass man die nächste Generation unterstützen muss, anstatt sich nur auf die eigene Karriere zu konzentrieren », sagt sie in einem Video der Lisa Batiashvili Foundation. Besonders deutlich wurde ihr das, als sie Ausnahmetalente in Georgien hörte. Sie selbst verliess ihr Heimatland, als sie noch ein Kind war, um in Deutschland Geige zu studieren. Seit vielen Jahren lebt sie mit ihrem Mann, dem französischen Oboisten und Dirigenten François Leleux, in München. Gautier Capuçon schliesslich ist erst Mitte 40, aber auch er will die Jüngeren von seinen musikalischen Beziehungen profitieren lassen. Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen, mit denen sich Künstler* innen durch die Corona-Pandemie konfrontiert sahen, gründete er 2022 die Fondation Gautier Capuçon, die ihren Schwerpunkt auf junge französische Musiker*innen legt. Ihrem Engagement gehen die beiden Franzosen dieser Dreierfreundschaft auch gemeinsam nach: Gautier Capuçon, der in Paris lebt, und Jean-Yves Thibaudet sind künstlerische Berater eines Festivals zur Förderung junger Talente, dem Festival Musique & Vin au Clos Vougeot im Burgund.
Wiedersehen dank Kammermusik
«Weil wir mit unseren Karrieren so beschäftigt sind, treffen wir uns zu selten. Der einzige Weg, sich regelmässig zu sehen, sind gemeinsame Konzerte», erzählt Jean-Yves Thibaudet. Diese geben sie rund um den Erdball. Das nächste Wiedersehen im Rahmen eines Kammermusikkonzerts findet in Zürich statt.
Nicht nur die Vorfreude auf die beiden Freunde ist gross beim Pianisten: «Die Tonhalle hat eine sehr natürliche Akustik, die weder zu laut noch zu leise ist. Es gibt nicht viele Bühnen, auf denen es für einen Musiker schön ist, zu spielen, und die zugleich für das Publikum gut funktioniert. Es ist ein warmes Publikum, mir scheint es auch wie ein alter Freund zu sein.»
