Wie das Grosse ins Kleine passt
Kammermusik mit Orgel? Doch, das geht.
Kammermusik mit Orgel? Das klingt nach Widerspruch, schliesslich ist eine Kammer in der allgemeinen Vorstellung so klein, dass höchstens eine Hand-, eine Dreh- oder eine Mundorgel hineinpassen. Stichwort: Besenkammer, Abstellkammer, Dachkammer, Rumpelkammer. Und selbst wenn man darauf hinweist, dass der Begriff Kammermusik einst im Kontrast zur Kirchenmusik entstanden ist und mit der Kammer die zweifellos nicht ungrosszügigen fürstlichen Gemächer gemeint waren, löst sich das Paradox nicht auf: Denn im Spannungsfeld weltlich-geistlich gehörte die Orgel eindeutig in die Kirche.
Und doch, es gibt sie, die Kammermusik mit Orgel. Unsere Fokus-Künstlerin Iveta Apkalna hat für ihr nächstes Programm einige Beispiele zusammengestellt: Orgel mit Flöte, Orgel mit Cello, Orgel mit kleinem Ensemble … Da wird es für sie nicht ums Brausen und Donnern gehen, nicht um die klangliche Pracht und Überwältigung, nicht um den Staatsauftritt der «Königin der Instrumente». Sondern darum, die Möglichkeiten der Orgel so gezielt und zurückhaltend einzusetzen, dass ein Dialog mit Instrumenten möglich wird, die man dutzend- oder tausendfach in ihr verstecken könnte.
Drei der Werke übrigens stammen aus Lettland, wie die Organistin selbst. Maija Einfelde, Pēteris Vasks und Ēriks Ešenvalds haben sie geschrieben. Und ja, man wird hören, dass neben einer Orgel auch die baltische Weite in eine Kammer passen kann.