Was tut man, wenn der Instagram-Account gehackt wird?
Nun haben auch wir unsere True Crime Story – inklusive Lösegeldforderung. Hier gibt es das Tagebuch dazu.
Donnerstag, 26. Januar 2023
Wie immer komme ich heute Morgen an meinen Arbeitsplatz und starte den Computer. In aller Ruhe lasse ich die Mails in meinem Outlook reinpurzeln. Soweit das übliche. Ich gehe Mail um Mail durch und wärme die Tastatur fleissig auf, bis ich auf eine Mail von Instagram stosse: «You have Violated lnstagram Copyrights», heisst es darin. Unser Instagram Account soll in 48 Stunden gesperrt werden. Panik, Schwitzen. Kann das sein? Google sagt ja, die Mail scheint echt zu sein.
Ein Klick und los geht’s: «We've noticed a new login tonhalleorchester», eine Mail von Instagram auf Türkisch, «Email changed on Instagram», «Phone number removed on Instagram», «Sorry to hear you’re having trouble logging into Instagram». Im Minutentakt wurde unser Instagram-Konto gehackt. Mehr Panik, mehr Schwitzen.
«Google, was tun, wenn das Instagram-Konto gehackt und Passwort geändert wird?» Jegliche Hilfestellung von Foren und Anleitungen über den Hilfebereich von Instagram führen nicht weiter. Unsere Mailadresse ist bereits mit einem Fake-Account verbunden, das Passwort wurde geändert, und selbst über die Telefonnummer scheitert jeder Login-Versuch. Der tonhalleorchester-Account ist in fremder Hand und heisst nun plötzlich tondksmsmsmsmsm.
Während wir im Team versuchten, über Instagrams Mutterkonzern Meta einen Kontakt aufzubauen, kommt dann die Lösegeldforderung einer ausländischen Nummer: «We hacked your account and now you want the account pay 400€ in bitcoin and I will give you the account.»
Mit Tricks und Umwegen gelingt es uns, bei Meta eine menschliche Stimme ans Telefon zu kriegen. Ein Untertan Zuckerbergs nimmt sich unseres Problems an und versichert mir, er werde sich darum kümmern – juhu, Hoffnung auf ein gutes Ende. Mindestens 48 Stunden dauert es jedoch. Das heisst warten und geduldig bleiben.
Freitag, 27. Januar 2023
Heute war ich bei der Polizei! Anzeige gegen Unbekannt. Pünktlich zu meinem Termin stehe ich vor dem Gebäude der Stadtpolizei Zürich. Reingelassen wird man da über ein Schleusensystem. Überall Kameras. «Habe ich auch tatsächlich nichts selbst verbrochen?», frage ich mich. Das ist wie bei der Billettkontrolle im Tram, da kommt mir auch immer das Gefühl auf ich hätte keines gelöst. Ein befremdliches Gefühl.
Aber natürlich bin ich da, um den Hackangriff zu melden. Nachdem ich die Standardfragen des Polizeiprotokolls alle beantwortet habe, verlässt mich mein mulmiges Gefühl langsam. Ich schildere die Geschehnisse. Ein üblicher Vorfall, laut der Polizei. Seit geraumer Zeit nehmen solche Hackangriffe zu, insbesondere bei Meta. Auch die Lösegeldforderung ist ein Standardtext. Ein Geschäftsmodell, das zu wirken scheint. Umso wichtiger sei es, so sagt man mir, nicht auf die Geldforderung einzugehen.
Ich verlasse die Polizei. Das einzige, was mir bleibt, ist der «Besucher*in»-Kleber auf meiner Jacke. Und die Hoffnung, dass dank des Kontakts bei Meta wir unseren Kanal wieder zurückkriegen.
Montag, 30. Januar 2023
Wir haben unseren Instagram-Kanal wieder zurückgekriegt! Meta hat den oder die Hacker*in rausgekickt und uns über eine neue Mail-Adresse einen Link geschickt, damit wir unsere Logindaten zurücksetzen können. Die Mail kommt jedoch auf Türkisch rein, das irritiert mich ein wenig. Aber mein mittlerweile guter Freund bei Meta versichert mir, dass sie tatsächlich von ihnen stammt. Ich klicke zögerlich und komme meinem Happy End näher: ich kann meine Zugangsdaten bei Instagram bearbeiten. Ich setze ein neues, ausgeklügeltes Passwort (Hacker*innen, nehmt euch in Acht!) und starte erneut einen Versuch mich einzuloggen. Mit Erfolg!
Ich habe wieder die Kontrolle über den tonhalleorchester-Instagram-Account. Endlich kann ich wieder posten und über unser Orchester berichten.