Frage 24

Wer schwimmt denn hier?

Fische spielen keine grosse Rolle in der Musikgeschichte. Aber einige Beispiele gibt es doch.

Susanne Kübler

«Die Forelle»! Natürlich, wenn man von Fischen in der Musikgeschichte erzählen möchte, kommt man an Franz Schubert nicht vorbei. Die Forelle, die «in einem Bächlein helle» so munter durch das Wasser gleitet, um am Ende betrogen am Angelhaken zu enden, ist nicht nur die Protagonistin eines seiner berühmtesten Lieder. Das Lied wurde später zur Vorlage für das ebenfalls beliebte «Forellenquintett», Schuberts einziges Klavierquintett. Unsere Musiker*innen kombinieren nun beide Werke in einem Kammermusikprogramm – Grund genug für eine kleine Recherche zur musikalischen Fischerei.

Bei Schubert führt sie ansonsten vor allem zu den Fischern. Im Lied «Der Fischer» lockt eine geheimnisvolle Wasserfrau den Protagonisten als Strafe für seine Fischerei in die tödlichen Fluten, in «Des Fischers Liebesglück» gibt es Küsse im Boot. Und in «Wie Ulfru fischt» gelingt den Fischen, was die Forelle nicht geschafft hat: Sie entwischen.

Neben Schubert liess sich auch Camille Saint-Saëns von Fischen inspirieren. Sein «Aquarium» aus dem «Carnaval des animaux» ist ein glitzerndes Stück für Flöte, Glasharmonika, zwei Klaviere und Streicher – wobei die Glasharmonika gleich doppelt auf das Thema erweist: Das Instrument klingt nur, wenn die Gläser (die man durchaus als kleine Aquarien verstehen kann) mit Wasser befeuchtet werden. Und schon immer wurde sein ätherischer Klang gern für Dinge verwendet, die jenseits der «Normalen» liegen: Das gilt für die Wahnsinns-Arie in Donizettis Oper «Lucia di Lammermoor» ebenso wie für die Unterwasserwelt von Camille Saint-Saëns.

Country und Kinderlieder

Darüber hinaus führt die Suche zum Beispiel in die Country-Musik, in der es eine ganz eigene Tradition von idyllisierenden Fischer-Songs gibt. Oder zu Kinderliedern wie «Drü chlini Fischli schwümed im Meer». Oder ins Märchenhafte wie in Dvořáks Oper «Rusalka», in der neben der titelgebenden Nixe auch andere Wasserwesen vorkommen.

Und dann gibt es noch drei Fisch(er)-Geschichten – in denen wiederum Franz Schubert die Hauptrolle spielt. Die erste ist geradezu makaber: Denn Fisch war offenbar das Letzte, das Schubert gegessen hat. Es war bei einem Abendessen mit seinem Bruder Ferdinand, der später Folgendes berichtete: «Da er nun am letzten Oktober abends einen Fisch speisen wollte, warf er, nachdem er das erste Stückchen gegessen, plötzlich Messer und Gabel auf den Teller und gab vor, es ekle ihn gewaltig vor dieser Speise, und es sei ihm gerade, als habe er Gift genommen.»

Zunächst ging man von einer Fischvergiftung aus. Er sei krank, schrieb Schubert am 12. November 1828 an seinen Freund Franz von Schober: «Ich habe schon elf Tage nichts mehr gegessen und getrunken». Aber es war aber vermutlich Typhus: Eine Woche später starb Schubert, nur 31 Jahre alt.

Fischfarm Schubert

Die anderen beiden Geschichten dagegen gehören in den Bereich der kuriosen Zufälle: So wurde ausgerechnet ein Herr Fischer – oder genauer: Dietrich Fischer-Dieskau – zum legendären Schubert-Sänger, der selbstverständlich auch die eingangs erwähnten Lieder sang. Und dann gab es bis vor wenigen Monaten im niedersächsischen Holzhausen die Fischfarm Schubert: Die hatte mit dem Komponisten abgesehen vom Namen zwar rein gar nichts zu tun. Aber es wurden dort neben Schleien und Karpfen, Goldfischen und Kois selbstverständlich auch Forellen gezüchtet.

März 2024
So 03. Mrz
11.15 Uhr

Kammermusik-Matinee

Gregory Feldmann Bariton, Christopher Whiting Violine, Richard Kessler Viola, Sasha Neustroev Violoncello, Gallus Burkard Kontrabass, Elaine Fukunaga Klavier Mahler, Beethoven, Schubert
veröffentlicht: 27.02.2024