Wo wird in der Tonhalle Zürich immer noch gebaut?
Erst wird eröffnet, dann nachgebessert: Das gilt in allen Konzertsälen. Auch in der Tonhalle Zürich.
Vor einem Jahr wurde die renovierte Tonhalle neu eröffnet, und seither ist zu Recht viel gejubelt worden: Diese Pracht! Diese Akustik!
Unsere Orchestertechniker dagegen jubelten nicht immer ganz so laut. Denn hinter und unter der Bühne, da klemmte noch so manches, im metaphorischen wie im realistischen Sinne. Die Klavierklappe etwa, durch die der Flügel auf die Bühne transportiert wird: Wäre sie eine Beethoven-Sinfonie, würden die Kritiker zweifellos die wenig geschmeidigen Übergänge beklagen.
Dass das Publikum von solchen Problemen nichts mitbekommen hat in der ersten Saison, sagt vieles aus über die Improvisationskünste, das Engagement und die Stressresistenz des Technikteams. Dass überhaupt nachgebessert werden muss, das erstaunt allerdings kaum.
Ein Konzerthaus ist ein höchst komplexer Betrieb, da muss technisch, architektonisch und logistisch vieles perfekt ineinandergreifen, damit alles rund läuft. Und es gibt keine Lehrbücher darüber, wie Wasserleitungen und Kabel, Türen und Durchgänge idealerweise anzulegen und auszustatten wären. Denn jeder Bau ist anders, und historische Bauten sind noch ein bisschen komplizierter als neue – wobei auch in vielen neuen Sälen die Nachbesserungen gleich nach der Einweihung beginnen. Im Luzerner KKL war unter anderem das Dach ein Thema, von dem zu viel Kupfer in den See geschwemmt wurde. Und in der Hamburger Elbphilharmonie hat man nach etlichen Unfällen die Markierungen der Treppenstufen verbessert.
Ein Sprinkler unter der Bühne
Nun wurde also auch in der renovierten Tonhalle die erste Sommerpause nach der Eröffnung genutzt, um einige Kinderkrankheiten zu kurieren. Es gibt im Hinterbühnenbereich künftig keine Schrammen mehr an den Wänden, wenn Instrumentencontainer durchgeschoben werden – den neuen Fussleisten sei Dank. Eine bessere Schallisolation sorgt dafür, dass man auf der Bühne nicht mehr erschrickt, wenn darunter etwas herumgeschoben wird. Und die Durchgangstür hinter der Bühne hat ein Fensterchen bekommen: So sieht man, wenn jemand dahinter steht, und vermeidet allfällige Zusammenstösse mit wertvollen Instrumenten.
Vor allem aber wurde die Sprinkleranlage unter der Bühne umgebaut und den internen Verkehrswegen angepasst. Sie ist vorgeschrieben im Brandschutzkonzept; aber gleichzeitig verstellt sie den Platz unter der Bühne, den man für Orchestermobiliar und Instrumente brauchen würde, die sie (zusammen mit dem ganzen Saal) schützen soll. Eine perfekte Einrichtung entspräche damit der Quadratur des Kreises. In der nun gefundenen Lösung hat das Quadrat immerhin deutlicher gerundete Ecken als zuvor.
Und die nächste Sommerpause kommt. Wer weiss: Vielleicht schafft man es dann, auch noch der Klavierklappe ihre Macken auszutreiben.