
Geschwister im Schatten
Johannes Brahms war das mittlere von drei Kindern – und schon früh der Star der Familie.
Auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg findet sich eine bemerkenswerte Marmorplatte: «Grabstätte der Eltern des Hamburger Komponisten Johannes Brahms und seines Bruders» steht darauf – deutlicher liessen sich die Kräfteverhältnisse zwischen Brahms und seinen Angehörigen kaum darstellen. Er war der Star der Familie, schon seit er die mageren Finanzen als Wunderkind durch Auftritte in Gasthöfen aufbesserte.
Der zwei Jahre jüngere Friedrich Brahms, genannt Fritz, stand stets in seinem Schatten. Er sollte zunächst Geiger werden, verdiente seinen Lebensunterhalt dann aber als Klavierlehrer in Hamburg und Caracas. In den späten Jahren steuerte der berühmte Bruder etwas dazu bei; ansonsten soll das Verhältnis zwischen den beiden distanziert gewesen sein.
Näher scheinen sich Johannes und seine ältere Schwester Elise gestanden zu haben. Sie interessierte sich eher für Vögel und Blumen als für Musik, aber sie war stolz auf ihren Bruder; ihre Verbundenheit ist in über 200 Briefen dokumentiert. Mit 40 heiratete sie einen verwitweten Uhrmacher, der sechs Kinder in die Ehe brachte. Dass sie auf der Tafel nicht einmal erwähnt wird, mag befremden. Doch ein eigener Stein zeigt an, dass auch sie in diesem Familiengrab beerdigt ist – in dem nur der in Wien bestattete Johannes Brahms selbst fehlt.