Die zwei Gewinner blicken zurück
Im Mai letzten Jahres haben sechs junge Nachwuchstalente die erste Conductors’ Academy mit Paavo Järvi besucht. Der Jurypreis-Gewinner Martijn Dendievel und der Publikumspreis-Gewinner Laurent Zufferey berichten uns von ihren Erfahrungen – und darüber, was sie seitdem erlebt haben.
Jurypreis-Gewinner Martijn Dendievel
Der junge Belgier Martijn Dendievel hatte vor der letztjährigen Conductors’ Academy schon zwei Mal versucht, sich für einen Meisterkurs bei der Tonhalle-Gesellschaft Zürich zu bewerben – damals noch unter David Zinman. Als sich dann die Möglichkeit auf eine Teilnahme an der Conductors’ Academy unter Paavo Järvi ergab, hat er sofort gewusst, dass er es noch einmal probieren müsse: «Die Aussicht, mit dem Music Director des Tonhalle-Orchesters Zürich zu arbeiten und das ’Mysterium’ um seine Person haben mich sehr gereizt. Und natürlich auch die Arbeit mit diesem grossartigen Klangkörper!»
Martijn Dendievel schätzte die familiäre Stimmung, die bei der Conductors’ Academy vorherrschte – von Konkurrenzkampf keine Spur: «Es war ein Kurs zum Lernen und kein Wettbewerb», so Dendievel. Und was wurde da gelernt? «Ich erinnere mich sehr oft an die Dinge, die Paavo Järvi mir gezeigt hat. Diese kann ich zwar nicht so schnell umsetzen, da er einen völlig anderen Körperbau hat als ich. Ich denke aber oft an die Impulse, die er mir gegeben hat, also den Gedanken dahinter, den Körperstand und das Führen von Klang usw.»
Als Gewinner erhielt Martijn Dendievel auch die Chance, an der Masterclass der «Järvi Academy» beim Pärnu Music Festival im Juli 2021 teilzunehmen. Ein besonderes Erlebnis, das der junge Dirigent als «schön, chaotisch und intensiv» empfand: «Das, was nach dem Konzert passiert, ist genauso wichtig wie das, was währenddessen stattfindet. Man diskutiert bis tief in die Nacht über Musik und Kunst. Es war eine grossartige Erfahrung.»
Direkt nach der Conductors’ Academy ist Martijn Dendievel – im selben Flugzeug wie Paavo Järvi – nach London geflogen, um an der Donatella Flick Conducting Competition teilzunehmen. Und prompt erreichte er hier die Finalrunde. Im Oktober 2021 erhielt er dann sogar den Deutschen Dirigentenpreis und damit eine der höchsten Auszeichnungen für junge Dirigenten. Der Associate Conductor beim Flanders Symphony Orchestra sieht einer vielversprechenden Zukunft entgegen.
Publikumspreis-Gewinner Laurent Zufferey
Auch der 1993 in Sion geborene Publikumspreis-Gewinner Laurent Zufferey hat seit der Conductors’ Academy einiges erlebt: Zu den Highlights zählen ein Lehrvideo, das in kürzester Zeit über drei Millionen Klicks erreicht hat, sowie eine Einladung von Teodor Currentzis und musicAeterna für ein Dirigat von Gustav Mahlers 5. Sinfonie bei einem öffentlichen Meisterkurs im KKL Luzern im Oktober 2021. Zudem wurde er erst kürzlich zum Assistenten der Basel Sinfonietta ernannt. Laurent Zufferey sieht die Conductors’ Academy dabei als Sprungbrett: «Sie hat mir ermöglicht, auf dem Radar vieler Leute zu sein.»
Sich für den Meisterkurs zu bewerben, war für den jungen Dirigenten eine Selbstverständlichkeit: «Die Chance, mit einem Orchester dieser Qualität zu arbeiten, ist sehr selten, vor allem direkt nach dem Studium. Von der ersten Sekunde an treibt dich die Exzellenz der Musiker*innen an, besser zu werden, zu versuchen, mit ihnen gleichzuziehen.»
Die Arbeit mit Paavo Järvi war für Laurent Zufferey «etwas Phänomenales». Die Art und Weise, wie Paavo Järvi mit den Teilnehmenden der Academy umging, schätzten sowohl Martijn Dendievel als auch Laurent Zufferey. So meinte Letzterer auch: «Bei den wenigen Malen, als er selbst den Taktstock in die Hand nahm, während ich auf dem Podium stand, verstand ich sehr viel, obwohl er kein Wort sagte. Und dann drehte er sich zu mir um und meinte: ’Komm schon, mach es mir nach, es ist ganz einfach!’ Und das ist der Moment, in dem man merkt, wie lang der Weg ist, aber auch, dass man gerade einen grossen Schritt nach vorne gemacht hat!»
Conductors' Academy 2021/22
Im April 2022 findet die zweite Conductors' Academy unter der Leitung von Paavo Järvi statt. Die diesjährigen Teilnehmer*innn werden in Kürze bekannt gegeben.