Filmmusik fürs Schwindelgefühl

«Vertigo» ist nicht nur der Titel eines Hitchcock-Psychothrillers von 1958, sondern auch ein medizinischer Fachbegriff. Vertigo bedeutet Schwindel – und nein, Alfred Hitchcock hat den Titel nicht zufällig gewählt. Es geht in dem Film um einen Polizisten, der Höhenangst hat, seit er sich einmal im letzten Moment an einer Regenrinne festhalten konnte; um einen Glockenturm, von dem sich eine Frau in den Tod stürzt; und um Kamerafahrten, bei denen es einem beim Zuschauen auch heute noch schwindlig wird.

Die Musik, die Hitchcocks Lieblings-Komponist Bernard Herrmann dazu geschrieben hat, verstärkt dieses Schwindelgefühl. Und sie erinnert immer wieder an Wagners «Tristan und Isolde»: Denn auch in «Vertigo» gibt es eine ebenso grosse wie tragische Liebe, hier zwischen dem Polizisten und einer Frau, die der Toten verblüffend ähnlich sieht …

Bernard Herrmann, ein russischstämmiger Amerikaner, war ein überaus experimentierfreudiger Komponist. Er konnte es sich erlauben, da er sich nie von einem Filmstudio einstellen liess und auch die Arrangements selber schrieb. Hitchcock lud ihn jeweils zu den Dreharbeiten ein, denn er wusste um die Bedeutung der Musik. So sehr, dass er den entscheidenden Moment in «Vertigo» ganz ohne Dialoge gestaltete: Acht Minuten lang gibt es dann nur Musik und Bilder. Nun wird diese Musik vom Tonhalle-Orchester Zürich unter der Leitung des Filmmusik-Experten Frank Strobel live gespielt, der Konzertsaal wird zum Kino. Und selbst wenn es sommerlich heiss sein sollte: Es wird einen schaudern!